Seit dem 10. November 2017 ist die Galerie ARTKELCH mit der Sonderausstellung WÜSTE – MEER – SCHÖPFERMYTHEN | Aboriginal Art der Spinifex und Yolnu im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln zu Gast. Zum ersten Mal widmet das Haus der auf dem internationalen Kunstmarkt gefragten zeitgenössischen Kunst australischer Aborigines eine eigene Ausstellung im Blickpunkt, dem neu geschaffenen Ausstellungsraum im ehemaligen JuniorMuseum. Die Ausstellung geht bis zum 04. März 2018
„In den Werken der Spinifex und Yolnu findet auf künstlerische Weise die
Auseinandersetzung einer Jahrtausende alten Kultur mit der Moderne statt“, betonte Prof.
Dr. Klaus Schneider, Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums. „Die Ausstellung greift
unseren kulturvergleichenden Ansatz auf und stellt auf spannende Weise die Werke der
beiden Kunstzentren einander gegenüber.“
Die Ursprünge der als „Aboriginal Art“ bezeichneten Kunst liegen in der Sand-,
Körper- und Felsenmalerei. Sie gilt als die älteste kontinuierliche Kunsttradition der
Welt. Seit den 1990er Jahren interessiert sich zunehmend auch der internationale
Kunstmarkt für die Werke der Aborigines, deren Sammlerwert spätestens seit der
dOCUMENTA (13) auch hierzulande kein Geheimnis mehr ist.
Auf der Suche nach ihrem Platz in der Moderne kämpfen Aborigines um den Erhalt, die
Weiterentwicklung und Anerkennung ihrer Kultur. Hierbei ist die Kunst nicht nur eine
wichtige Ausdrucksform, sondern ermöglicht auch politischen Einfluss und wirtschaftliche
Selbständigkeit. Seit vielen Jahren organisieren sich Aborigines in sogenannten
community-based Art Centres und nutzen Malerei und Skulptur, um ihr kulturelles Erbe
zu sichern und weiterzuentwickeln.
m Blickpunkt werden auf kleinem Raum Werke von zwei führenden Künstlerkooperativen
einander gegenübergestellt: dem Spinifex Arts Project aus der Great Victoria Desert in
Westaustralien und dem Buku-Larrngay-Mulka Centre der Yolnu (Selbstbezeichnung der dort
lebenden indigenen Bevölkerung) im nordöstlich am Meer gelegenen Arnhemland. Während
in der Wüste die moderne Malereibewegung der Aborigines erst Anfang der 1970er Jahre
begann, gehört Kunst aus dem Arnhemland zu den frühen indigenen Kunstformen Australiens.
Bereits in den 1950er Jahren wurde der Kunst der Yolnu durch Museumsausstellungen eine
der westlichen Kunst gleichwertige Kunsttradition attestiert.
Inhaltlich am zentralen Thema der Schöpfungsmythen der „Traumzeit“ orientiert verbindet
die beiden Künstlergemeinschaften in der Wüste und am Meer die Auseinandersetzung mit
dem Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart, dem Spirituellen mit dem Säkularen,
den Menschen und ihrem Land.
Stilistisch dagegen könnte die Kunst aus beiden Regionen Australiens gegensätzlicher
nicht sein. Die Spinifex People, die zu den letzten Nomaden der australischen Wüste
gehören, verwenden synthetische Acrylfarbe und gleichmäßig gewebte Leinen- und
Baumwollstoffe. Gewaltige Landkartengemälde aus der Vogelperspektive mit
Wüstenikonographie im mittlerweile klassisch zu nennenden Tupfstil („Dotart“)
und ihre Ursprünglichkeit faszinieren den Betrachter. Dahingegen findet man bei
den Yolnu vom Buku-Larrngay-Mulka Centre natürliche Erdpigmente, Rinde, von Termiten
ausgehöhlte Stämme von Eukalyptusbäumen und ausgediente Holz- und Kartonplatten als
Träger von Farbe. Bei ihnen stehen Zeichen und Muster im Vordergrund, die im
westlichen Arnhemland als „rarrk“ und im östlichen Arnhemland als „marvat“
(Kreuzschraffur, die mit einem feinen Haarpinsel aufgetragen wird) bekannt wurden.
Ihre Ursprünge liegen in uralten Clan-Designs (miny`tji), die bei Zeremonien auf
Körpern gemalt werden. Heute sind ihre Werke weltweit Bestandteil bedeutender
Museen und Privatsammlungen.
Unabhängig von den Kunststilen jedoch haben beide Kunstzentren ihre Malerei schon
früh politisch eingesetzt, um tausende Jahre alte Land- und Seerechte gegen die –
teils bis heute – fortwährende Enteignung durchzusetzen. Nachdem ein großer Teil des
Stammesgebietes durch geheime Atomtests der Briten verseucht wurde, diente die Malerei
der Spinifex als Beweismittel bei der Durchsetzung von Landansprüchen, bei der mehr
als 55.000 Quadratkilometer Land anhand der Kunst zurückgewonnen werden konnten.
Die magische Kraft dieser Kunstwerke kommt besonders in Gemeinschaftswerken zum
Ausdruck, die auch das Herzstück der Ausstellung in Köln sind. Bei den Yolnu
versuchte man mit einer Petition in Englisch und in lokaler Sprache mit Malereien
auf Baumrinde, den Abbau eines großen Bauxitvorkommens zu verhindern. Später
protestierte man im Rahmen des Saltwater Projects mit großformatigen Rindenmalereien
gegen illegale Fischercamps auf traditionellem Land. Und zur 200-Jahrfeier Australiens
leisteten die Yolnu anhand 200 bemalter traditioneller Baumsärge, sogenannte Larrakitj,
spirituellen Widerstand und mahnten die vielen Toten unter ihnen an, die die Weißen
in den 200 Jahren Besiedelung auf dem Gewissen haben.
Die Energie der Schöpferahnen ist in den kraftvollen Werken der Spinifex ebenso
gegenwärtig wie in den schimmernden Energiemustern der Yolnu. Auch ohne Vorwissen über
Schöpfungsgeschichte, Land und Identität der beiden Künstlergruppen, haben die Werke
ihre ganz eigene kraftvolle Ausstrahlung.
Ein vielfältiges Begleitprogramm aus Vorträgen, Insiderführungen, Lesungen und
Workshops für Kinder beleuchtet Gegensätze und Gemeinsames der Aboriginal Art. Zur
Ausstellung erscheint ein Begleitband.
Die ausgestellten Werke können über ARTKELCH erworben werden.
Die Galerie ARTKELCH aus Freiburg ist spezialisiert auf Gemälde aus dem gehobenen
Segment der Contemporary Aboriginal Art, vorwiegend aus den Wüstenregionen im Zentrum
Australiens. Daneben umfasst das Galerieprogramm Arbeiten auf Rinde und Holzskulpturen
(Gedenkpfähle und geschnitzte Geistwesen) aus dem Norden Australiens sowie ein kleines
Kontingent zeitgenössischer Tapa-Kunst aus Papua-Neuguinea.
Die Galerie zählt zu den besten ihrer Art in Europa. Neben Qualität und Authentizität
legt ARTKELCH besonderen Wert auf Provenienz und den ethisch korrekten Umgang mit
Aboriginal Art. Die Galerie bezieht daher ihre Werke ausschließlich aus Kunstzentren,
die den indigenen Künstlern selbst gehören.
Weiterführende Links:
www.artkelch.de und
www.museenkoeln.de.