Dieses Wochenende (04. bis 06. Dezember) fand im nördlichen Abschnitt des Great Barrier Reef die weltweit größte Fortpflanzungsshow statt, bei der Korallen Billionen von Eiern und Spermien in den Ozean beförderten, um ihre Arten zu reproduzieren. Dieses Naturphänomen, oft als gigantischer „Unterwasser-Schneesturm“ bezeichnet, tritt jedes Jahr nur in wenigen Nächten auf. Einige Wissenschaftler konnten dieses surreale Schauspiel erleben und neue beeindruckende Aufnahmen machen
David Wachenfeld, Chefwissenschaftler der Great Barrier Reef Marine Park Authority (GBRMPA),
verdeutlicht, dass das Laichen der Korallen das wichtigste jährliche Ereignis für den
Wiederherstellungsprozess des Riffs sei. Hierbei stellten die Korallen auch ihre Widerstandsfähigkeit
unter Beweis. „Das Riff ist wunderschön, lebendig und belastbar. Aber nach drei Massenbleichereignissen
in fünf Jahren steht es unter größerem Druck als je zuvor“, bringt es Wachenfeld auf den Punkt.
„Wir haben mehr Korallen laichen sehen als in den Vorjahren“
Stuart Ireland, Unterwasservideograf und Meeresbiologe, hat das Glück, seit über 20 Jahren
das Laichen von Korallen am Great Barrier Reef zu beobachten und zu dokumentieren. „Die Art
und Weise, wie sich diese winzige Art gleichzeitig vermehrt, überrascht mich immer wieder.
In diesem Jahr war es besonders spektakulär. Wir haben mehr Korallen laichen sehen als in
den Vorjahren. Letzte Nacht kam es gleich bei verschiedenen Arten zum Laichen. Sowohl bei
Weich- als auch bei Steinkorallen. Wir haben sogar Pilzkorallen laichen sehen“, berichtet
Ireland über seine Erlebnisse am Moore Reef in Tropical North Queensland.
Was Meeresbiologen bislang über dieses Natur-Phänomen wissen
Das Laichen der Korallen erfolgt in der Regel zwei bis sechs Tage nach einem Vollmond,
wenn die Wassertemperatur einen Monat zuvor bei über 27 Grad Celsius lag. Es erfordert wenig
Gezeitenbewegung und tritt nachts auf, wenn Planktonfresser schlafen, was den Ei- und
Spermienbündeln eine größere Chance auf Befruchtung und Überleben gibt. Und es gibt weitere
neue Erkenntnisse.
„75 Prozent der Korallen sind Zwitter. Das bedeutet, dass Polypen sowohl männlich als
auch weiblich sind. Diese Korallen vermehren sich von außen und produzieren sowohl Sperma
als auch Ei, was während des jährlichen Korallen-Laichens gleichzeitig im Wasser freigesetzt
wird“, erklärt Gareth Phillips, Meeresbiologe von Reef Teach in Cairns, und fügt hinzu:
„Nachdem die Ei- und Spermienbündel freigesetzt wurden, steigen sie langsam an die Oberfläche,
wo sie einen dicken, braunen Teppich bilden. Nun beginnt der Befruchtungsprozess.“
Die andere Form der Fortpflanzung heißt „Brooding“. Es tritt auf, wenn sich getrennte
Geschlechtskorallen durch innere Befruchtung vermehren. Während dieses Prozesses gibt die
männliche Koralle Sperma ab, das dann zu einem Weibchen derselben Art schwimmt, das reife
Eier enthält, um diese intern zu befruchten. „Nach der Befruchtung entwickeln sich die
Eier zu einer Korallenlarve, einer sogenannten Planula. Diese kann mehrere Tage und sogar
bis zu zwei Monate im Wasser schwimmen, bevor sie sich auf dem Meeresboden absetzt und
eine neue Korallenkolonie gründet. Hier beginnt neues Leben für die Korallen am Great
Barrier Reef“, schildert Phillips.
Trotz Klimawandel besteht Hoffnung
„Jahr für Jahr zeigt dies, dass trotz des durch den Klimawandel verursachten Drucks auf
das Riff noch Hoffnung für die Zukunft besteht. Aber wir müssen jetzt handeln. Wir brauchen
die bestmöglichen globalen Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen“, sagt
Wachenfeld von der GBRMPA.
Weitere Details zum Coral Spawning auf der Website der GBRMPA unter
www.gbrmpa.gov.au.
Allgemeine deutschsprachige Informationen zu Queensland unter
www.queensland.com